Rezensionen
zu: A. Böckler, Gott als Vater im Alten Testament

(AUSWAHL)

Theologische Literaturzeitung 128 (2003) 3


S. 273


Böckler, Annette: Gott als Vater im Alten Testament. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes. Gütersloh: Kaiser/Gütersloher Verlagshaus 2000. XV, 454 S. gr.8'. Kart-, Euro 49,95. ISBN 3-579-02664-X.

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Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die überarbeitete Dissertation der Vfn., die von D. Vieweger betreut und 1999 von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal angenommen wurde. Einleitend (1-13) wird ein kurzer Oberblick über die Vorstellung Gottes als Vater im Judentum, Christentum und Islam geboten, bei letzterem mit negativen Befund.

Der erste Teil der Arbeit (17-53) umfasst die gegenwärtige Forschungslage sowie die Abgrenzung des Quellenmaterials und die eigene Zielstellung. Forschungsueschichtlich ist das Thema bisher kaum selbständig, sondern in der Regel im Zusammenhang mit anderen Fragestellungen behandelt worden. Die dabei vorherrschenden hermeneutischen Interessen bzw. Zugangswelsen werden für die ältere Forschung klassifiziert in »dogmatisch«, »rellgionsgeschichtlich«, »ldealistisch«, »neutestamentlich«, die sich in der jüngeren Forschung um Stichworte wie »Entmythologisierung«, »Psvchoanalvse« und »Feminismus« erweitern lassen. Dass mit dem Thema ein Desiderat der alttestamentlichen Forschung aufgegriffen wird, zeigen sowohl der Rückblick auf die Arbeiten von G. Quell1 und J. jeremias2, die bis in die jüngste Zeit den Stand der Forschung repräsentieren als auch die kritische Würdigung zweier jüngerer Studien, die sich dem Thema ausschließlich aus alttestamentlicher Sicht zugewandt haben.3 Ziel der Vfn. ist es, Entwicklung und Bedeutung der Vorstellung Gottes als Vater im AT traditionsgeschichtlich nachzuzeichnen.

Innerhalb der Forschung haben die mit »Vater« gebildeten biblischen Personennamen eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Dieser Problemkreis wird im zweiten Teil der Arbeit (55-172) behandelt. Nach dem Ausscheiden textkritisch unsicherer Belege (Abialbon: 2Sam 23,31; Jeschebab: IChr 24,13) werden sämtliche mit
»Vater« gebildeten Personennamen lexikalisch und syntaktisch untersucht, wobei, wenn vorhanden, auch die entsprechenden außerbiblischen Belege aufgelistet und herangezogen werden. Dabei kommt die Vfn. zu dem Ergebnis, dass diese Form der Namensgebung wahrscheinlich auf den altisraelltischen Ahnenkult zurückgeführt werden muss. Nur so erklärt sich, dass neben »Vater« auch andere männliche Verwandtschaftbezeichnungen zur Namensbildting herangezogen werden können, während entsprechende weibliche fehlen. Damit scheide ihrer Überzeuzung nach aus, dass die mit »Vater« verbundenen Prädikate oder selbst als theophore Elemente aufgefasst werden können. Zur Klärung der Vorstellung von Gott als Vater und der Entwicklung dieser Metapher im AT tragen die Personennamen jedenfalls nichts bei.

In dem dritten und umfangreichsten 'Feil der Arbeit (175387) werden alle Texte behandelt, in denen die Vorstellung von Gott als Vater explizit zur Sprache kommt. Hinzugenommen werden nur noch jene Stellen, in denen das Vater-Sohn-Verhältnis durch ein Mann-Sohn-Verhältnis ersetzt ist (Dtn 1,31; 8,6; Mal 3,17).

Drei Vorstellungskreise werden für die Beleue geltend gemacht: 1. »Jhwh als Vater des davidischen Königs« (2Sam 14; Ps 89,27 f.; IChr 17,13; 22,10; 28.6), dem auch Prov 3,12 zugeordnet wird, 2. »Jhwh als Vater des Volkes Israel« (Ex 4, 22 ),4; 3,19; 31,9; Hos 1 1, 1; Dtn 32,6; jes 63,16; 64,7; Jer 2,27; 3,4; 3,19; 31,9; Hos 11,1; Mal 1,6; 2, 1 0; 3,17; Ps 103,13) und 3. »Jhwh als Vater der Waisen« (Ps 68,6). Die jerusalemer Königsideologie, nach der das Verhältnis Jhwhs zum davidischen König - vermutlich in Anlehnung an kanaanäische Vorstellungen - als Vater-Sohn-Verhältnis verstanden wurde, gilt als Ausgangspunkt der Tradition. Als Grundtext wird 2Sam 7,14 angesehen, den die Vfn. der frühen Königszeit (»aus der Zeit kurz vor oder nach Salomos Tod-!, 210) zuordnet und exegetisch in aller Breite und unter Einschluss aller gängigen Hvpothesen vorstellt (185-219). In ihm

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wird das Vater-Sohn-Verhältnis sowohl unter dem Aspekt de väterlichen Züchtigung (V. 14b; vgl. Prov 3,12) als auch unte derZusage der unverbrüchlichen Treue zum Ausdruck gebracht. Neben diesem Traditionsstrang, den sie über PS 89, 27f. und die o. g. Chronikstellen verfolgt, wird in Hos 1 1, 1 und Ex 4,22 f. eine zweite, eigenständige Vorstellung sichtbar, nach der die Sohnschaft Israels in der Exodustradition verankert ist. Mit dem Untergang der davidischen Dynastie werden die dem König geltenden Aussagen auf Israel übertragen, was ihrer Überzeugung nach an PS 89,27 abzulesen ist, in dessen Kontext »David« schon »als Chiffre für Gottes Volk steht« (250). Jer 31,9 gilt dann als Beleg dafür, dass die beiden ursprünglich selbständigen Traditionen in der Exilszeit miteinander fusioniert worden sind. »Dem ganzen Volk galt nun einerseits die Zusage der ewigen Treue Gottes und seiner steten Vergebungsbereitschaft. Andererseits blieb die Forderung erhalten, als Sohn Gottes Gehorsam zu sein« (393).

Der Vfn. gebührt das Verdienst, sich des Themas in diesem Umfang mit dem Anspruch angenommen zu haben, die traditionsgeschichtlichen Entwicklungen der Vorstellung nachzuzeichnen. Völlig richtig geht sie dabei von zwei ursprünglich separaten Traditionen aus. Dies ergibt sich schon daraus, dass die Vorstellung Gottes als Vater des Königs, in welcher Ausdeutung auch immer, gemeinorientalischen Ursprungs ist und dass Israels in der Exodustradition verwurzelte Gottessohnschaft sich nur schwer aus der »Demokratisierung« besser Demotisierung, der königsideolog'schen Vorsrellung verständlich machen lässt. Nun aber stammt der dafür angegebene Beleg 2Sam 7 sicher nicht aus der frühen Königszeit.
Das Vater-Sohn-Verhältnis wird hier in V. 14 in deutlicher Anlehung in die sog. Bundesformel zur Sprache gebracht, und durch das anschließende Gebet Davids (V. 18-29) wird die ganze Verheißung in den Kontext der Befreiung aus Ägypten gestellt V. 23 f.). Darüber hinaus ist die königsideologische Seite der Vorstellung allenfalls noch im Psalter (vgl. neben Ps 89,27 f. vor allem auch 2,7 und 110,3) und kaum in einem durch deuteronomische Theologie redigierten Text bewahrt.

Das Problem einer traditionsgeschichtlichen Untersuchung beginnt, wenn die Belege sehr spärlich sind und sie sich, wie im Fall der Vorstellung Gottes als Vater, auf wenige Grundtexte reduzieren lassen, die zumeist noch der Spätzeit des AT entstammen. Will man hier zu gesicherten Ergebnissen kommen, genügt der Begriff
»Vater« und sein näherer Kontext nicht. Die Traditionsverbindungen stellen sich dann in der Regel sehr viel komplizierter dar, wasim Übrigen auch für den dritten Vorstelltingskreis «Jhwh als Vater der Waisen« gelten dürfte. Dieser steht doch der königsideologischen Tradition nicht näher oder ferner ils Prov 3,12 (vgl. nur Ps 72,4.12 f. und das ganze Problem der »Armentheologie«).

Zugestandenermaßen hätte die Erweiterung des traditionsgeschichtlichen Kontextes den Rahmen dieser zur Weiterarbeit anregenden Dissertation gesprengt.


Halle/Saale Ernst-Joachim Waschke

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1) Art. B. Der Vaterbegriff im AT, ThWNT V, 1954, 959-974.
2) Die einschlägigen Arbeiten: »Abba« (1954), »Kennzeichen der ipsissima vos Jesu« (1954) sowie »Das Unser Vater im Lichte der neueren Forschung« (1962) sind zusammengefasst in dem Band: Abba. Studien zur neutestamentlichen Theologie und Zeitgeschichte, 1966.
3) H. Ott, La Peternité-maternité de Dieu dans l'Ancient Testament (Maîtrise. Masch.), Montpellier 1975; G. Vanoni, »Du bist doch unser Vater« (Jes 63,16). Zur Gottesvorstellung des Ersten Testaments (SBS 159), 1995.


ZAW 114 (2002), 152

Zeitschriften- und Bücherschau

- Annette Böckler, Gott als Vater im Alten Testament. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes (Gütersloh 2000, Gütersloher Verlagshaus, 454 S., Pb. DM 78). [Die vorliegende Studie stellt die überarbeitete Dissertation der Vfn. dar, die von Dieter Viegveger betreut und im Winterseinester 1999/2000 von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal angenommen wurde. Nach einer knappen Einleitung, die die Bedeutung der Vorstellung von Gott als Vater in den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christenum und Islam skizziert, folgt ein Überblick zur gegenwärtigen Forschungslage (Teil 1) sowie zu den alttestamentlichem Personennamen mit dem Element ’b, das in der Forschung als theophores Element gedeutet wurde (vgl. M. Noth). Daran schließt eine Analyse der einzelnen alttestamentlicilen Texte an, die das Motiv von Gott als Vater enthalten, wobei unterschiedliche thematische Konstellationen in den Blick genommen werden: Der Vergleich mit dem Vater in der alttestamentlichen Spruchweisheit (Spr 3,12b), JHWH als Vater des davidischen Königs (II Sam 7,14; Ps 89,27f.; 1 Chr 17,13a; 22,10ab; 28,6b); Israel als Sohn JHWHs (Hos 11, 1.3a, Ex 4,22f.); JHWH als Vater Israels (Jer 31,9b; Jes 63,16; 64,7; Dtn 32,6; Jer 2,27aa; Jer 3,4; Jer 3,19; Mal 1,6a-ba; Mal 2,10; Ps 103,13); JHWH als »Mann« mit Sohn: die »Isch-B’no«-Vergleiche (Dtn 1,31a; Dtn 8,5; Mal 3,17b) und JHWH als Vater der Waisen (Ps 68,6a) (Teil III). Böckler zufolge entstammt die Vorstellung von Gott als Vater der vorexilischen judäischen Königsideologie und hat die Zusage der ewigen Treue zum davidischen Kiinigsliaus (II Sam 7) zum Inhalt. Im Exil wurde diese Verheißung auf das ganze Volk Übertragen, wobei gleichzeitig das Motiv von Israel als Gottessohne mit aufgenommen wurde: Damit verschmolzen zwei ursprünglich unterschiedliche Traditionen. Dem ganzen Volk galt nun einerseits die Zusage der ewigen Treue Gottes und seiner steten Vergebungsbereitschaft. Andererseits blieb die Forderung erhalten, als Gottes Sohn gehorsam zu sein (S. 393). Da die Personennamen vor allem die Autorität und Fürsorge des Vaters in den Vordergrund stellen und mit großer Wahrscheinlichkeit auf dein Hintergrund eines israelitischen Alinenkultes zu verstehen sind, nimmt Vfn. ein »berührungsloses Nebeneinander von Texten und Namen« an. Ein Literaturverzeichnis sowie verschiedene Regiter (darunter auch Register zu ugaritisclien, akkadischen und griechischen Begriffen) beschließen die material- und quellenreiche Arbeit, die allerdings die Frage offen läßt, in welchem traditionsgeschichtlichen Kontext die jahwehaltigen jahwehaltigen Personennamen stehen.]
B. Ego, Osnabrück



Renseña bibliográfia

CuadMon 140 (2002), 99-117

SAGRADA ESCRITURA

BOCKLER Annette: Gott als Vater im Alten Testament. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes. Giitersloh, Chr. Kaiser Giitersloher. 470 pp.

¿Qué queremos significar cristianos y judfos cuando decimos que Dios es padre, que Dios es nuestro padre? Esta concepción aunque pueda parecer normal y hasta evidente en primera instancia, no es tal. La centralidad y relevancia de la temática son immensas. ¿Por qué Dios es padre? La respuesta a tal pregunta exige un detallado estudio. Y es precisamente éste el que constituye el objetivo de una tesis doctoral en la facultad de Wuppertal, Alemania, en la que se basa el presente libro. La autora, tras presentar un "status quaestionis" realiza un detallado análisis filológico y lexicográfico de más de 100 páginas del término hebreo para padre, en sus diversas formas. Posteriormente, dentro del núcleo del libro va estudiando la concepción de JHWH como padre en diversos textos del Antiguo Testamento. Los sucesivos capítulos pasan revista a la comparación con el padre en los Proverbios, JHWH como padre del rey davídico, Israel como hijo de JHWH, JHWH como padre de Israel, JHWH como hombre con hijo, JHWH como padre de los huérfanos. En cada uno de estos capítulos analiza detalladamente algunos textos concretes. Si bien el estudio se centra en el Antiguo Testamento considera imprescindible sin embargo considerar diversas tradiciones al respecto en el mundo que circunda a Israel. De esta manera se ofrece un muy profundo y por ello valioso estudio sobre una noción clave en nuestra imagen de Dios.



Society for Old Testament Study
Book List 2001
Sheffield, Winter 2001


BÖCKLER, ANNETTE Gott als Vater im Alten Testament: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Enstehung und Entwicklung eines Gottesbildes (Gütersloh: Kaiser, Giitersloher Verlagshaus, 2000), pp. xv + 454. DM 78.00/AS 569/SwF 73.00. ISBN 3-579-02664-X.

Addressing God as 'father' is common to both Jewish and Christian tradition; this observation forms B.'s starting point for her substantial study of the origins and development of this biblical metaphor. The first of three major sections deals with introductory considerations, the second with semantic and, more importantly, onomastic evidence relating to 'ab where the controversial theophoric elements receive focused attention. At least, B. concludes, one can see that the picture of Yhwh's fatherhood that emerges from the onomastic evidence resonates with that of 'father' in other ANE contexts, even if it stands in some tension with texts concerning Yhwh. This leads to the third section where B. offers detailed interpretations of selected texts. These are categorized according to their depiction of Yhwh as father (Prov 3.12) or as father of Davidic kings (2 Sam. 17.14; Ps. 89.27-28; 1 Chron. 17.13; 1 1. I 0; 28.6), Israel as Yhwh's son (Hos. I 1. 1, 3; Exod. 4.22) or Yhwh as Israel's father (nine texts in all), Yhwh as a 'man with a son' ('ish benô; Deut. 1.31; 8.5; Mal. 3.17), and finally Yhwh as the father of orphans (Ps. 68.6). B. finds the roots of the tradition in Canaanite royal ideology which applied in the first instance in Israel to kings – kings whether as individuals or as office-bearers – and over the course of time came to be applied to the people. This, in turn, further was broadened to relate to individual members of the community and not just the community as a whole. B. suggests ways in which these developments within Israelite religion continue to have implications for Jewish and Christian language about God. B.'s thorough and clear discussions negotiate some difficult and disputed terrain, but she proves an enlightening guide.

D.J. REIMER




Tijdschrift voor Theologie

Nijmegen, Nr. 2/2001

A.Böckler, Gott als Vater im Alten Testament: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes, Gütersioh, Kaiser/Gütersl. Verlagsh., 2000; XV+454 blz., DM 78.-, ISBN 3-579-02664-X.

In het christendom wordt God bijna vanzelfsprekend en zonder problemen 'vader'genoemd. Maar beantwoorden de associaties die we met die benaming verbinden, wel aan de oorspronkelijke betekenis? Dat is de vraagstelling van dit boek. Uit een uitvoerig overzicht van de stand van zaken blijkt dat het thema wel ter sprake komt in allerlei genres van het oudtestamentisch onderzoek, maar praktisch niet behandeld is in een monografische studie. Deze lacune verhelpt B. op voorbeeldige wijze. Eerst bestudeert ze de bijbelse persoonsnamen met het element ‘ab, 'vader', want die worden dikwijls beschouwd als de oudste bron voor de voorstelling van God als vader in het oude Israël. Dit is een zeer technisch stuk, dat wellicht niet veel lezers van dit tijdschrift zal boeien, maar het is zeer vakkundig uitgevoerd. Het belangrijkste deel van het werk is evenwel de studie van God als vader in de teksten van het oude testament. Alle verzen die hiervoor in aanmerking komen, worden volgens een zelfde schema behandeld, nl. (1) het vers in zijn context; (2) exegetische discussie van het vers in kwestie; (3) betekenis van het vaderbeeld in dal vers. B. begint met Spr. 3, 12, omdat de idee van opvoeding in dit vers wellicht de achtergrond biedt voor het ontstaan van de bijbelse metafoor van 'JHWH als vader. De historisch oudste tekst is 2 Sam. 7, 14 (de fameuze profetie van Natan). Verder komen ter sprake: Ps. 89, 27-33; 1 Kron. 17, 13; 22, 10 en 28, 6, die alle gaan over JHWH als vader van de davidische koning. In Hos. 11, 1.3 en Ex. 4, 22-23 is Israël de zoon van JHWH. Als vader van Israël komt JHWH aan bod in Ier. 31, 9; Jes. 63, 16; 64, 7; Deut. 32, 6; Jer. 2, 27; 3, 4.19; Mal. 1, 6; 2, 10 en Ps. 103, 13. In Deut. 1, 31 en 8, 5, en Mal. 3, 17 wordt JHWH's handelen vergeleken met de omgang van een man met zijn zoon. In Ps. 68, 6 tenslotte is Hij de vader van de wezen. De chronologische volgorde en onderlinge verbanden van deze teksten wordt uitvoerig en voorzichtig besproken, hoewel m.i. de vroege datering van 2 Sam. 7, 14 betwistbaar is. Er blijkt geen verband te bestaan tussen de oude persoonsnamen en de metafoor in de teksten.

(Antoon Schoors)


OLD TESTAMENT ABSTRACTS
Washington D.C., Vol 63/2001


1565. ANNETTE BÖCKLER, Gott als Vater im Alten Testament: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Enstehung und Entwicklung eines Gottesbildes (Gütersloh: Chr. Kaiser/ Giitersloher Verlagshaus, 2000), Pp. xv + 454. Paper DM 78.00. ISBN 3-579-02664-X.

In her introduction, B. sketches the concept of Israel's God as Father in Judaism, Christianity, and Islam. Her first part presents a status quaestionis of the topic. The second part is a lexical analysis of biblical personal names containing the element 'ab. One of B.'s conclusions is that the concept of God as father developed independently of biblical personal names with theophoric elements. B.'s third part deals with all OT occurrences referring to YHWH as father. The concept developed in three major connections: YHWH as father of the Davidic king, YHWH as father of the people of Israel (this is more frequent and includes comparisons with "a man and his sons"), and YHWH as father of orphans.
Excursuses treat further relevant data, e.g., epigraphic sources, traditional Jewish interpretation, and exegetical discussions not directly connected to the topic. An extended bibliography, several indexes, and a glossary explaining technical terms complete this useful work. – T.H.


INTERNATIONAL REVIEW OF BIBLICAL STUDIES
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFTENSCHAU
FÜR BIBELWISSENSCHAFT UND GRENZBEBIETE

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ADRESS: Universität, FB 1/IZBG, Warburger Str. 100, D-33098 Paderborn, Germany
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The following abstracts or reviews have been published in vol. 47:2000/2001

ANNETTE BÖCKLER, Gott als Vater im Alten Testament: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes

Alle 17 atl. Belege für Gott als Vater werden hier nach ihrem Zusammenhang ebenso analysiert wie alle Personennamen, die das Element ab = Vater enthalten (Abraham, Schinab, usw.). Die Verfasserin kommt zum Schluß, daß die Vorstellung von Gott als Vater in der vorexilischen Königsideologie wurzelt, nach welcher der König Sohn Gottes und Gott Vater des Königs ist. Später wurde diese Vorstellung auf das Verhältnis zwischen Gott (= Vater) und Volk (= Sohn) übertragen. Inhaltlich lassen sich folgende Sinnstrukturen erkennen: väterlich vergebende Treue (Spr 3,12; 2 Sam 7,14 u.ö.); väterlicher Rechtsbeistand (Ps 68,6 mit eingehender Erörterung einer akkadischen Parallele S. 363ff); männliche Fürsorge (Dtn 1,31; 8,5; Mal 3,17). Eine sorgfältige, gelunge Arbeit.

Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh (2000), XV/1-454 (BL)



Jahrbuch für Evangelikale Theologie
Haan, 2001

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Annette Böckler. Gott als Vater im Alten Testament: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes. Gütersloh: Kaiser; GVH, 2000. Kt., XV+454 S., DM 78,-
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Das vorliegende Werk stellt die überarbeitete Fassung einer im Wintersemester 1999/2000 an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal angenommenen Dissertation der Verfasserin dar, in der sie die ursprüngliche Intention der Rede von Gott als "Vater" im Alten Testament thematisiert. Dementsprechend behandelt sie hauptsächlich diejenigen Stellen des Alten Testaments, in denen mit ’ab auf Jahwe Bezug genommen wird.

Das Buch macht mit seinem systematischen Aufbau und der konzentrierten Behandlung der Themen einen lexikalischen Gesamteindruck. Dieser ermöglicht es dem weniger interessierten Leser, ohne Argumentationsverlust einige Abschnitte zu überspringen, während der weiter interessierte Leser in zahlreichen im Kleindruck eingefügten Absätzen tiefer in das behandelte Thema eingeführt wird. Der leicht verständliche Stil und das Glossar am Ende des Buches sollen es schließlich auch dem (theologisch interessierten) Laien ermöglichen, der detaillierten theologischen Diskussion zu folgen.

In ihrem kurzen Überblick über die gegenwärtige Forschungslage beschreibt Böckler die Lücke in der Erforschung des alttestamentlichen Gott-Vater-Bildes, die sie mit der vorgelegten Arbeit zu schließen sucht. Den umfangreichen Hauptteil des Werkes bildet eine grammatikalische und lexikalische Analyse aller mit’ab gebildeten und auf Jahwe bezogenen Personennamen sowie eine detaillierte exegetische Analyse und Auswertung aller alttestamentlichen Stellen, in denen explizit von Jahwe als Vater gesprochen oder die Sohnschaft anderer gegenüber Jahwe adressiert wird.

Die durchweg als suffigierte Aussagenamen interpretierten Personennamen werden in den Kontext ähnlicher alttestamentlicher und altvorderorientalischer Belege gestellt und sodann textkritisch und lexikalisch analysiert; eine Interpretation des Namens in seinem jeweiligen literarischen Kontext wird nicht geboten. Da sich Böckler auf eine knappe Darstellung der selbst erzielten Ergebnisse und Forschungsergebnisse beschränkt, erhält dieses Kapitel einen stark lexikalischen Charakter, wogegen eine detailliertere Diskussion durchaus wünschenswert gewesen wäre. In der abschließenden Auswertung der Befunde ringt Böckler mit den beiden sich ausgrenzenden Interpretationen, nämlich dass sich die Personennamen auf Jahwe als Gott oder auf die Göttlichkeit verstorbener Vorfahren beziehen, und zieht schließlich die zweite Möglichkeit vor.

Im dritten, exegetischen Teil ihrer Arbeit stellt Böckler die Verse, in denen von Jahwe als ’ab Vater gesprochen wird, zunächst in ihren literarischen, in diesem dann jedoch hauptsächlich in ihren traditionsgeschichtlichen Kontext. Mit unterschiedlicher Gewichtung und Gründlichkeit bietet sie die Einordnung des jeweiligen Textes sowie eine knappe Exegese problematischer Worte und Wortgruppen in ihrem literarischen Kontext, eine Datierung des Textes nach literarkritischen und traditionsgeschichtlichen Gesichtspunkten und einen Überblick über die neuere Forschung, insofern er zur Problemlösung beiträgt. In diesem Zusammenhang wäre der Arbeit jedoch zusätzlich eine Würdigung Ver Gott-/Götter-
Vater-Vorstellungen in Israels Umwelt zuträglich gewesen. Überblickend lässt sich nichtsdestotrotz folgende Linie nachzeichnen, mit der Böckler argumentiert, dass sich das Verhältnis von Jahwe zu Israel im Laufe der Geschichte grundlegend gewandelt habe. Während 2. Sam. 7,14 noch bedingungslos von Jahwe als Vater des Königs Davids spreche und damit die Grundlage für das Verständnis der Könige der davidischen Dynastie als Söhne Gottes bilde habe sich nach dem Zusammenbruch der Dynastie während des Exils die Interpretation von Jahwe als Vater des als Gottessohn verstandenen Volkes Israel durchgesetzt (Jer. 31,8-9), in dem Jahwes Vatertreue weiterbestehe. Schließlich habe sich der Gebrauch des Bildes nach dem Exil grundlegend gewandelt, indem nun betont wurde, dass der Einzelne Sohn Jahwes sei und sich dieses Verhältnis im Halten der Gebote des Vaters Jahwe ausdrücke (Mal. 1,6; 2,10; 3,17). Ergänzend behandelt Böckler sodann mit bewährter Methodik einige Verse, in denen das Vatersein Gottes durch die Darstellung des Sohnesverhältnisses Israels gegenüber Jahwe auch ohne den Gebrauch des Wortes 'db charakterisiert wird. Hier lässt die bis dahin geübte Vollständigkeit der Belege jedoch leider zu wünschen übrig, denn in Gesellschaft mit den behandelten Versen Ex. 4,22f. und Hos. 11,1.3 hätten auch Verse wie Ps. 2,7 und Jes. 1,2; 43,6.15; 45,11 ihren Platz gefunden.

Diese Dissertation stellt mithin einen wichtigen Beitrag zur Traditionsgeschichte und Interpretation des Verhältnisses Jahwes zu seinem Volk im Alten Bund dar, insofern dieses durch das Bild von Vater und Sohn beschrieben werden kann. Aufgrund der Komplexität des Themas wurde die exegetische Argumentation zugunsten einer nahezu vollzähligen lexikonartigen Bearbeitung der relevanten Belege recht knapp gehalten. Während diese Gewichtung einen auf exegetische Vollständigkeit bedachten Leser kaum zufrieden stellen wird, macht aber gerade sie diese Studie zu einem lohnenden Ausgangspunkt für weitere Forschungen. Es ist daher zu wünschen, dass dieses Werk den Anstoß für weitere exegetisch ausgerichtete Arbeiten auf diesem Gebiet gibt, die sich dann mehr am literarischen Kontext orientieren.

Wolfgang Bluedorn



KIRCHE UND ISRAEL
BÜCHERSCHAU


Böckler, Annette: Cott als Vater im Allen Testament. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Entwicklung eines Gotresbildes, Gütersloh (Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus) 2000 (454 S., 78,- DM).
In ihrem Buch (überarb. Fassung der Disserlation Wuppertal 1999) geht die Autorin in exegetisch-philologischen Einzelanalysen der biblischen Bedeutungen der Rede von Gott als Vater nach. Zum einen gibt die Autorin eine vollständige Übersicht über alle biblischen Namen, die das Wort Vater enthalten (Teil 2), zum anderen sucht sie sämtliche Stellen im kanonischen Text der masoretischen Überlieferung auf, die von Gott als Vater sprechen (Teil 3). Damit kann sie für sich in Anspruch nehmen, erstmals eine umfassende Darstellung alttestamentlicher Belege von Gott als Vater vorzulegen. So zeigt denn auch der Überblick über die Forschungslage (Teil 1) im Wesentlichen verschiedene systematische Zugänge, die das Thema im Interesse anderweitiger "christlicher" Fragestellungen angehen. Böckler resümiert, "dass die neueren Darstellungen über Gott als Vter die Ergebnisse der älteren Forschung … in der Weise rezipierten, als seien es erwiesene Tatsachen" (36). Das gilt namentlich von den Darstellungen bei Quell und Jeremias, die immer weiter ungeprüft kolportiert worden sind. Neue Wege gehen in nüngter Zeit die Studien von A. Strotmann und G. Vanoni.

Mit philologischer Akribie untersucht die Autorin alle 33 Eigennamen, die im masoretischen Text das Wort Vater enthalten. Die Bezugnahme auf einen göttlichen Vater ist in keinem der Personennamen nachweisbar. Die Analysen der 21 Textbelege für Gott als Vater im Alten Testament grupiert Bökcler nach drei Vorstellungskreisen: JHWH als Vater des davidischen Königs, JHWH als Vater des Volkes Israel und JHWH als Vater der Waisen. Die ersten beiden Traditionsstränge sind vor allem in Texten der exilischen und nachexilischen Zeit bzeugt und von der Prophetie Israels geprägt. "Die Vaterschaft Gottes erscheint hier als Metapher für Gottes Handeln im Exodus und während der Wüstenwanderung … Gottes vorrangige Tätigkeit als 'Vater' ist es, zu befreien und zu erretten … sowie Leben zu schaffen." (171).

Die Ursprünge für die Rede von Gott als Vater finden sich in der davidischen Königsideologie: JHWH wird bezeichnet als Vater des Königs David bzw. seiner Nachkommmen. Inhaltlich geht es um die Zusage der Treue Gottes. Dazu kommt in nachexilischer Zeit die REde von JHWH als Vater des Volkes Israel bzw. die Vorstellung von Israel als Sohn Gottes, woebei inhaltlich der Treuezusage Gottes nun der Schuldaufweis ggen Israel kontrastiert und der Gehorsamsanspruch des göttlichen Vaters in den Vordergrund tritt. Hieraus entwickelt sich in jüngsten Texten das Bild von Gott als Vater des (frommen) einzelnen Israeliten. Böckler spricht von einer "Demokratisierung des Vaterbildes" in der Übertragung der Rede von Gott als Vater des Königs auf Gott als Vater Israels und einer anschließenden Individualisierung vom Volk auf das Individuum. Eine eigenen tradition stellt die Überlieferung von Gott als väterlichem REchtsbeistand der WEiasen (Ps 68,6a) dar. Insgesamt, so Böckler, ist "die exilische Verkündigung von Gott dem Vater … das Ergebnis einer theologischen Fusion" (393). Stets bringt sie (außer in Ps 68) ein wechselseitiges Verhältnis zum Ausruck und hat eminent ethische Bedeutung. Mit ihren Befunden bietet die Arbeit eine solide Bais für systematisch-theologische Folgerungen zur Hermeneutik der Rede von Gott als Vater in jüdischer und christlicher Tradition.

Angesichts der verdienstvollen Gesamtleistung, die hier zu würdigen ist, fällt weniger ins Gewicht, dass die Einleitung für das starke Thema zu schwach ausgefallen ist. Über Israels Gott als Vater im Judentum, Christenum und Islam auf wenigen Seiten Stimmiges zu formulieren, wäre eine eigenen anspruchsvolle Aufgabe - und eine andere Arbeit.

(Julie Kirchberg)



Publik-Forum
Zeitung kritischer Christen
Oberursel, 25.05.2001


Die allmähliche Demokratisierung eines Titel

Annette Böckler
Gott als Vater im Alten Testament
Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus. 454 Seiten, 78,-DM


»Vater im Himmel« – eine von Juden wie Christen unzählige Male gesagte und gebetete Gottesbezeichnung – ist, so unglaublich es klingt, in ihren einzelnen Belegstellen im Alten Testament bisher noch nie ausführlich analysiert worden. Mit ihrer in diesem Band nunmehr vorliegenden Dissertation will die Autorin diese Lücke schließen. nachdem sie im ersten Teil die gegenwärtige Forschungslage beschrieben hat, geht sie im zweiten Teil sämtliche vierzig mit der Silbe »ab« (= Vater) gebildeten biblischen Namen durch. Dritter Teil: An achtzehn Stellen des Alten Testaments wird der Begriff Vater direkt auf Gott bezogen. Am Jerusalemer Hof entsteht angesichts der Bedrohung der Dynastie König Davids – in Anlehung an die kulturelle Umgebung – die Rede von Gott als dem Vater des Königs. Gesagt werden soll: Gott steht treu zum König Israels. Im Exil (586-538) wird die Vaterschaft Gottes »demokratisiert« und auf das ganze Volk bezogen: Gott verlässt sein Volk nicht, erwartet zugleich aber auch Gehorsam. Nach dem Exil erstreckt sich die Vaterschaft Gottes auch auf einzelne Menschen, zumal auf Witwen und Waisen, die sich der Fürsorge des Herrn sicher sein dürfen. Über die expliziten Vater-Belege hinaus finden sich noch mehrere Stellen, an denen von einem Mann mit seinen Söhnen die Rede ist. Überraschend in diesem Zusammenhang, dass die Autorin die feministische Deutung von Hosea Kapitel 11, Vers 6, Gott verteidige sich hier gegen den Vorwurf, er sei ein mann, gebe sich also als Frau zu erkennen, von der Autorin als nicht haltbar bezeichnet wird.

Horst Goldstein