Das Ausformulieren der Arbeit

• Die Leitfragen, die ebenfalls in dieser Website gegeben werden, sind nur Tipps und Hilfen. Es ist nicht verboten, sich nach anderen Leitfragen zu richten!!! (Vgl. z.B. die Arbeitsvorschläge in: Utzschneider, H.; Nitsche, St., Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche Bibelauslegung, Gütersloh 2001). In einem Vorwort sollte erläutert werden, warum die Hausarbeit in welcher Weise gegliedert wurde, welche Fragen behandelt wurden und evtl. welche nicht und warum nicht.

• Es empfiehlt sich, sich bei der entdeckenden und lesenden Arbeit an den Leitfragen bereits Stichworte zu machen oder sogar einzelne Abschnitte vorläufig (!) zu formulieren, die Endformulierung aber erst anzufertigen, wenn man einen möglichst großen Überblick über die verschiedenen Aspekte des Textes hat. Dann weiß man, wie sich welcher Aspekt auf welchen anderen bezieht.

Nach der Bearbeitung der Leitfragen:

• Am Ende der Interpretation erneut eine Übersetzung des Textes anfertigen. Möglicherweise übersetzt man mit dem angehäuften Wissen jetzt anders. Die Übersetzung eines Textes spiegelt seine Interpretation wieder. Die Übersetzung bitte – wenn nötig – in Fußnoten begründen bzw. auf Kapitel in der Arbeit hinweisen, wo etwas begründet wird.

• Vorab: Gliederung der Arbeit planen (was will ich in welcher Reihenfolge sagen)

• Einzelne Kapitel ausformulieren. Die Ergebnisse und ihre Argumentationsgänge und Begründungen in stilistisch gutem korrekten Deutsch logisch schlüssig darstellen. Die Sekundärliteratur in dialogischer-argumentativer Weise einbringen. Wörtliche Zitate nur dann bringen, wenn das Zitat wichtig für die Argumentation ist und die genaue Quelle des Zitats in einer Fußnote angeben. Wenn man sich sachlich auf die Literatur bezieht oder eine Argumentation aus der Literatur übernommt, verweist man - ohne wörtlich zu zitieren - in der Fußnote auf die Quelle. Das ist überall dann wichtig, wo man Dinge referiert oder sich auf Dinge gründet, die andere bereits ausführlich begründet oder dargestellt haben. In den Fußnoten kann auch eine Argumentation mit der Literatur stattfinden, wenn sie zu unwichtig ist, um in den Haupttext zu kommen, aber dennoch nicht so unwichtig, um übergangen zu werden. Aber: Der Haupttext an sich muss jedoch ohne die Fußnoten eine logische Argumentation sein, muss gut überlegt sein, was in die Fußnoten und was in den Haupttext gehört.

Es kommt übrigens nicht darauf an, Spannung beim Leser zu erzeugen, sondern es geht um die logische Schlüssigkeit der Argumentation, daher macht es sich manchmal gut, die These, um die es geht, vorneweg zu stellen und danach zu begründen. (Es gibt aber auch Fälle, wo es andersherum besser sein könnte.) LOGIK und Schlüssigkeit ist wichtig, nicht Spannung oder Poesie!

• In einem Schlussteil die wichtigsten Ergebnisse der Interpretation bündig zusammenfassen. In längeren Kapiteln macht es sich manchmal auch gut, am Ende eines Kapitels noch einmal ein Fazit des Ganzen zu bringen. (Aber aufpassen: nicht redundant werden! Eine wissenschaftliche Arbeit ist das Gegenteil von einer didaktischen Präsentation - wo man die Dinge mehrfach in verschiedenen Weisen sagen sollte.)

WICHTIGE WEITERE HINWEISE:

Eine Proseminararbeit soll nicht die einzelnen Leitfragen beantworten und die Antworten bloß stichwortartig festhalten, sondern eine gut lesbare, überzeugende Interpretation des Textes präsentieren, die diese Aspekte irgendwo (d.h. dort, wo es in Duktus der Interpretation Sinn macht) berücksichtigt. Die Arbeit ist keine Stichwortliste! Sie muss ausformuliert sein - in gutem, fehlerfreien Deutsch.

In der ausformulierten Hausarbeit wird die Sekundärliteratur von Anfang an mit berücksichtigt, auch wenn sie beim eigenen Arbeiten erst später dazu kam.

In die Arbeit können an passenden Stellen auch eigene Positionen eingebracht werden, aber sie müssen gut begründet werden. Alle Schlussfolgerungen müssen gut argumentativ präsentiert werden (am idealsten mittels überzeugender philologischer Beobachtungen am Text selbst in Auseinandersetzung mit den Positionen der Sekundärliteratur).

Es sollte eine sinnvolle Auswahl der wichtigsten Aspekte zur Interpretation des Textes getroffen werden. Es muss nicht alles behandelt werden, was je zu diesem Text gesagt wurde und es kommt nicht auf besonders originelle neue Sichtweisen an. Man muss gut erwägen: Was kann ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit sinnvoll schaffen? Es ist außerdem sehr schwierig, einen Text kurz zu halten. (Es ist viel leichter, 1000 Seiten unkonzentriert daherzulabern!) Daher ist einer der Lerneffekte der Arbeit auch, eine sinnvolle Auswahl auf einer begrenzten Seitenzahl zu präsentieren. Die Arbeit darf aber auch nicht zu kurz sein, als wäre sie nur ein Notizzettel – sie muss so sein, dass die notwendigen Argumentationen zur Begründung von Thesen schlüssig sind und gut lesbar und nachvollziehbar.